§. 44. Alexanders Zug nach Indien.
113
andern, gründete überall Städte zur Verbrei-
tung griechischer Bildung (;. B. das heutige Herat,
Kandahar re.) und setzte bald Macedonier, bald Perser zu
Statthaltern ein.
Als er Baktrien eingenommen hatte, wurde ihm Bessus,
der sich unterdessen den Titel eines Königs von Asien zuge-
legt hatte, von dessen eigenen Großen zur Bestrafung aus-
geliefert und späterhin gekreuzigt.
2 Alerander's Zug nach Indien.
§. 44. Obgleich Alexander viele Empörungen in den besiegten
Ländern zu dämpfen hatte und seine macedonischen Großen
öfters in Unzufriedenheit gegen ihn ausbrachen, weil er die
persischen Großen mit gleicher Huld und Freigebigkeit behan-
delte, und überhaupt die Perser auf gleichen Fuß mit den
Griechen setzte: so beschloß er doch, seine Eroberungen wei-
ter nach Osten, wo möglich bis an das Meer, das er sich
da dachte, fortzusetzen, und im Frühlinge des Jahres
327 trat Alexander den Zug nach Indien an.
Nach Besiegung vieler Völker und Fürsten überschritt er
im folgenden Jahre mit seinem Heere den Indus und ge-
langte an dessen Nebenfluß Hpdaspes, wo ihm der mäch-
tige indische Fürst Perus den Übergang wehren wollte.
Aber Alexander besiegte ihn, vergab ihm und machte ihn
mächtiger, als er zuvor war.
Als er, von der Neuheit dieser herrlichen Länder und
ihrer mannigfaltigen Bewohner angezogen, rastlos weiter
eilend, siegreich bis an den Fluß Hyphtisis (jetzt Setledsch)
gelangt war, da weigerten sich die längst unzufriedenen
Macedonier und Griechen weiter zu ziehen, und Alexander
mußte, so schmerzlich es ihm war, den Rückzug antreten.
Auf demselben fuhr er mit einer Flotte, die er unter-
deß auf dem Hydaspes hatte bauen lassen, unter mancherlei
Gefahren und Kämpfen mit den Umwohnern den Indus
8
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexander Alexander Alexander Alexander Nebenfluß_Hpdaspes Alexander Alexander Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Alexanders Indien Kandahar Baktrien Asien Indien Indien
z. 65. Sieg des Chrkstenthums über das Heidenthum. 177
der Gesinnung bei den meisten Christen ab; und da nicht das
ganze Leben der Kirche nach Innen und Außen vom christ-
lichen Geiste durchdrungen ward, sondern heidnische Gebräuche,
heidnische Gesetze, heidnische Philosophie fortwährend ihren
geheimen Einfluß übten: so überwog in der Kirche nur zu
bald die äußere Form über das innere Wesen und that der
Wirkung des Evangeliums Abbruch.
Eben das bereits eingerissene Verderbniß unter vielen Be-
kennern der christlichen Kirche und die verkehrt-christliche Er-
ziehung, welche Constantius' Nachfolger Juliarrus (Apostñta,
361—363) am Hofe erhalten hatte, war Schuld, daß dieser
sonst geistvolle und sittenstrenge, aber von Leidenschaftlichkeit
und Eitelkeit nicht freie Kaiser sich lieber der heidnischen Phi-
losophie zuwendete, und in seinem, nur auf das Äußerliche
gerichteten Sinne das Christenthum verspottete, dagegen das
Heidenthum durch Verbesserung seines Cultus wieder zu be-
leben suchte. Doch dieß gelang ihm nicht, und als er in einer
Schlacht gegen die Perser gefallen war, setzte sein Nachfolger
I o v i a n das Christenthum wieder in seine Rechte ein.
Während hierauf Kaiser Valentinian I im Occident
Duldung übte, begünstigte Valens, sein Bruder und Mit-
regent im Orient, den Arianismus, und verfolgte die An-
hänger der allgemeinen Kirche. Erst der Nachfolger des
letztem, Theodosius der Große (379—395), verschaffte
durch die obgenannte Kirchenversammlug zu Constantinopel
(381) dem nicänischen Glaubensbekenntnisse allgemeine
Geltung, und suchte, besonders als er 392 alleiniger Herrscher
über das ganze Reich wurde, durch das strengste Verbot des
Götzendienstes den Sieg des Christenthums zu befestigen.
Allein die römische Welt war sittlich schon zu versunken., als
daß das Evangelium in ihr hätte lebendig werden können.
Dasselbe bedurfte einen frischeren, unverdorbeneren Boden,
um recht tiefe Wurzeln schlagen zu können. Und diesen fand
es in der germanischen Welt.
12
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179
z. 66. Die Deutschen und die Völkerwanderung.
allemannisch e, fränkische, sächsische und gothische
Bund zu nennen sind) zusammentraten, konnten sich die
römischen Imperatoren der furchtbaren Anfälle der Deut-
schen nur mit Mühe und Noch erwehren, und mußten
froh sepn, wenn sie da oder dort ein deutsches Volk durch
Geschenke oder Heerdienstverträge auf eine Zeit lang unschäd-
lich machten. Bald aber kam ein Ereigniß, welches das morsch-
gewordene Gebäude des römischen Staates seinem Einsturze
näher bringen sollte.
Es brachen nämlich die Hunnen aus Mittelasien in
den Osten von Europa ein und führten
37$ die Völkerwanderung herbei, welche die bisherige
Gestalt der alten Welt gänzlich umwandeln sollte.
Nachdem die Hunnen die Alanen am Don überwältigt
hatten, überfielen sie mit ihnen die benachbarten Ostgothen,
wälzten sich mit diesen auf die Westgothen, die sodann
über die Donau in's thrazische Gebiet wichen, das ihnen
Kaiser Valens einräumte. Weil sie aber von den Römern
treulos behandelt wurden, rächten sie sich durch einen Aufstand
und besiegten die Römer in der großen Schlacht bei
Adrianopel (378), die dem Kaiser Valens das Leben kostete;
worauf sein Nachfolger, Theodosius der Große, die
Westgothen durch neue Verträge beruhigte.
Bei seinem Tode verordnete Theodosius
393 die Theilung des römischen Reichs unter seine beiden
noch jungen und schwachen Söhne, von denen Arcadius
das oströmische (morgenländische, griechische) Reich von
Constantinopel aus, Honorius das weströmische (abend-
ländische) Reich von Rom oder Ravenna aus beherrschte.
In das weströmische Reich fiel bald ein ungeheuerer
Schwarm deutscher Völker von den Alpen her ein, wurde
aber durch des Kaisers Vormund und Rathgeber, den klugen
und tapfern Vandalen Stllicho, noch glücklich zurückge-
wiesen, und die Reste desselben setzten sich in Gallien und
Spanien fest. Kurze Zeit darauf, nach Stilicho's Sturze,
fielen die Westgothen in Italien ein, und eroberten
12«
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Extrahierte Personennamen: Valens Theodosius_der_Große Theodosius Honorius Honorius
Extrahierte Ortsnamen: Deut- Mittelasien Europa Donau Constantinopel Rom Ravenna Gallien Spanien Italien
114 §. 44, Alexanders Zug nach Indien.
hinab, an dessen Ufern er verschiedene Gränzfestungen
anlegte.
Indeß darnach die Flotte den Seeweg vom Indus nach
der Euphratmündung nahm, zog Alexander mit dem
Land Heere unter unsäglichen Mühen, Entbehrungen und
Verlusten durch die schauerliche Wüste Gedrosien's (Be-
ludschistan's) nach Persien zurück, wo unterdessen seine Statt-
halter und Beamte in dem Glauben, Alexander werde nie
wiederkehren, unerhörte Bedrückungen ausgeübt hatten.
Nachdem er die Schuldigen auf's strengste bestraft hatte,
verfolgte er den Plan, die Perser zu gräcisiren oder vielmehr
die Perser und Griechen zu Einem Volke zu
verschmelzen, auf das Beharrlichste, ohne sich an die
Unzufriedenheit der Seinigen zu kehren. Seine Macedonier
ließ er Perserinnen heirathen, indem er mit seinem Beispiele
durch die Verbindung mit einer Tochter des Darms voraus-
gieng, und Perser ließ er mit gleichen Ehren in die make-
donischen Kriegerreihen eintreten. Er selbst hatte, um sich die
Geneigtheit seiner neuen Unterthanen noch mehr zu versichern,
fast ganz morgenläudische Lebensweise angenommen, und
führte, dieser gemäß, auf Kosten seiner Gesundheit und Sitt-
lichkeit ein so schwelgerisches Leben, daß er sogar einst bei
einem Festmahle im Rausche einen seiner Freunde, den Kli-
t u s, mit eigener Hand tödtete, was er dann sogleich auf's
bitterste bereute.
Eben war ihm auch sein vertrautester Freund Hephä-
stion an den Folgen der Unmäßigkeit gestorben, als Alex-
ander selbst, mitten in den Vorbereitungen auf einen Feld-
zug zur Unterjochung Arabiens, in Folge seiner Ungeheuern
geistigen Anstrengungen, nicht minder aber auch seiner sinn-
lichen Ausschweifungen, in eine Fieberkrankheit verfiel und
323 im Juli zu Babylon starb, ohne über die Nachfolge
eine Bestimmung getroffen zu haben: denn auf die Frage,
wem er die Regierung des Reiches bestimme, antwortete er
sterbend: „dem Tüchtigsten!"
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexander Alexander Alexander Alexander
232
§. 84. Das griechische Kaiserthum.
Beförderung der Künste, des Landbaus und der Gewerbe.
Nach ihm sank Ungarns Größe und die Magnaten rissen
alle Gewalt an sich.
8. Das griechische Kaiserthum.
84. Nachdem das oftrömische und griechische Reich (s. 8-68
a. A.) unter Jnstinian's Regierung (527—565) seine
glänzendste Zeit gehabt hatte, verlor es nach Innen und
Außen mehr und mehr von seiner Macht. Dem Kaiser He-
raklius gelang es zwar 627 gegen die Perser die alten
Gränzen herzustellen; doch theils die schon §. 68 berührten
Religionsstreitigkeiten (besonders der durch Leo denjsau-
rier 726 erregte und über hundert Zahre lang dauernde
Bilderstreit), theils die immer weiter um sich grei-
fende Macht der Araber, von welchen sogar zweimal Con-
stantinopel belagert wurde, schwächten und minderten das
Reich, einzelner Erholungen ungeachtet, immer mehr.
Von 867—1056 wurde das griechische Reich von Kai-
sern aus dem Hause Basilius des Macedoniers re-
giert, von denen Basilius selbst, dann sein Sohn Leo Vi
(obgleich er Sicilien an die Araber verlor), ferner der ge-
lehrte Constantinusporphorogenitus, Nicephörus
(dessen Tochter an den deutschen Kaiser Otto Ii vermählt
wurde) und Basilius Ii (der die Bulgaren gänzlich unter-
warf) die wichtigsten waren.
Dann kamen diejenigen Kaiser, welche größtentheils aus
dem Hause der Komnenen waren, indem Isaak I
K o m n e n u s von dem Heere auf den Thron erhoben wurde.
Zsaak'ö nächste Nachfolger verloren die asiatischen Besitz-
ungen an die Seldschucken; aber sein Neffe Alexiusl
Komnenus (1081 —1118) hielt wenigstens das weitere
Vordringen der Seldschucken im Osten und die Angriffe der
Normannen im Westen (von Sizilien her) ab, beendete die
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Extrahierte Personennamen: Leo_denjsau- Leo Basilius Leo_Vi Leo Constantinusporphorogenitus Otto Isaak Isaak Alexiusl
Komnenus
§. 68. Das oströinlsche Reich.
183
war, wenn sie in eine Kirche traten, die durch ihre ganze
Verfassung diese rohen Völker zuerst an Gehorsam gegen die
Kirchengebote, und dadurch allmählig an sittliche und bürger-
liche Ordnung zu gewöhnen im Stande war. Der Arianis-
mus dagegen fand mit allen den Völkern, die ihn bekannten,
seinen Untergang.
2. Das Morgenland unter dem Ein-
flüsse des Islam.
1. Das oströmische Reich.
68. Unterdessen hatte das oströmische Reich oder das
griechische Kaiserthum meist unter schwachen Kaisern große
Mühe und Roth, sich nach Außen gegen feindlich andringende
Völker —, nach Innen unter den heftigen Kämpfen sich an-
feindender Parteien der Rennbahn (der sog. Blauen und
Grünen) zu erhalten. So war Kaiser Justinian (527
bis 565), obwohl er jene innern Parteiungen mit Gewalt
unterdrückte, um die Mitte des 6. Jahrhunderts besonders
von den Persern (deren mächtiger Regent Nuschirvan
damals das neupersische Reich auf den Gipfel seines höchsten
Glanzes erhob) in einem 22jährigen Kriege hart bedrängt,
und mußte ihnen, so wie den Avaren, die von Nordost her
sein Reich bedrohten, Tribut geben. Auch seinen Nachfolgern
waren sowohl die Perser, als auch die Avaren die lästigsten
Feinde.
Am meisten Unordnung und Zerrüttung irn oströmischen
Reiche brachten die beständigen theologischen Streitig-
keiten hervor, welche meist zugleich politische Natur
annahmen. Der geistliche Stand war nämlich dort der mäch-
tigste, undsselbst die Kaiser konnten sich nur dadurch erhalten,
daß sie selbst in der Theologie Partei nahmen. Waren es
schwache Kaiser, so wurden sie von der vorherrschenden theo-
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